Es ist Sonntag, Morgen geht also die Schule wieder los. Zwischen dem ersten Praxiseinsatz und heute liegen noch zwei Wochen voller Klausuren. Das und die Tatsache, dass ich heute noch fünf Stunden Autofahrt nach München vor mir habe (war zu Besuch bei meiner Familie) hindert mich leider daran, heute viel zu schreiben. Deswegen dachte ich mir, dass ich euch einfach mal den zweiten Teil meines Prologs einstelle! (Den ersten noch nicht gelesen? Dann schnell HIER!). Bedenkt bitte, dass das noch vollkommen unlektoriert, also noch in seiner Rohfassung ist!
Viel Spaß damit und immer her mit dem Feedback ;)
Natürlich
wollte Anke einen Tee trinken! Auf ihrer heimisches Couch! „Machen
sie sich keine Umstände, Herr Karen, eine gemütlichere Atmosphäre
können sie kaum schaffen.“ Herr
Karen bemerkte wohl ihren Blick über das Mobiliar seines Zimmers,
denn er räusperte sich verlegen. „Ich muss mich auch dafür
entschuldigen, dass es hier momentan nicht so gemütlich aussieht,
wie man es wahrscheinlich von einem Kindertherapeuten erwartet. Aber
ich ziehe gerade aus, die Kündigung läuft bereits.“
„Ach,
sie wurden gekündigt?“ fragte anke Bothur mit gelangweilter
Stimme, die sofort suggerierte, dass es sie nicht im Geringsten
interessierte. Auch Herr Karen merkte das sofort und dazu brauchte er
nichts von dem Wissen über Psychologie, die er fünf Jahre lang
studiert hatte. An dieser Stelle kam er mit ein wenig Smalltalk nicht
weit. Es gab also keinen anderen Weg, als endlich aufs Ganze zu
gehen. Herr Karen setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und
stützte in gewohnter Manier das Gesicht auf die zusammen gefalteten
Hände. „Der Verlust ihrer Nichte tut mir wirklich leid, Frau
Bothur. Es war sicher ein Schock für sie,“
Anke
ließ einen missbilligenden Laut hören. „Herr Karen, nun tun sie
doch nicht so. Das Mädchen, Gott hab ihrer Seele gnädig, war ein
psychisches Wrack und das wissen sie doch sicher am besten. Für
niemanden, einschließlich mir, kam ihr Selbstmord überraschend.“
Bei
dieser eiskalten Antwort musste Herr Karen schlucken. Er hatte in
seiner Laufbahn schon viele Gespräche mit Erziehungsberechtigten von
Selbstmördern geredet. Er hatte Wut erlebt, Tränen, Verzweiflung
und Unverständnis. Aber noch nie hatte jemand so abgeklärt auf den
Tod eines nahen Familienmitgliedes reagiert. „Nun, anscheinend kam
ihr Tod für mich überraschender als für sie, Frau Bothur. Meiner
Meinung nach hat sie sich bereits auf dem Weg der Besserung
befunden.“
„Weg
der Besserung?“ Anke lachte auf. „Ich erzähle ihnen mal etwas,
mein Lieber, es gibt Krankheiten und Leiden, die niemand bessern kann
und ihre gehörte dazu.“
Mit
großer Überraschung sah Herr Karen die Frau an, er verstand gar
nichts mehr. „Nun, Frau Bothur, die Heilungsquote von Kindern, die
ihre Eltern verloren haben, steht gar nicht mal so schlecht und
soweit ich weiß...“
Doch
Anke Bothur unterbrach sein Gerede mit einer wirschen Handbewegung.
„Ich rede nicht von irgendwelchen Traumata, die das Kind angeblich
erlitten haben soll.“ Ein geheimnisvolles Grinsen umspielte ihren
faltigen Mund. „Das Kind hatte größere Probleme als das, glaube
sie mir...“
Herr
Karen musste sich ziemlich zusammen reißen, denn er wusste genau, um
was es der Frau ging. Johanna hatte ihm oft genug vom Aberglauen
ihrer Tante erzählt. Und desto länger er diese unverschämte Frau
auf dem Stuhl vor sich sitzen hatte, desto mehr verstand er, warum
das Mädchen psychisch labil gewesen war im Bezug auf andere
Menschen. Allerdings wollte er der Frau auch nicht direkt auf den
Schlips treten, deswegen lächelte er nur müde. „Johanna hat mir
des öfteren erzählt, dass sie eine dunkle, böse Seite an ihr
gesehen haben...“
„Und
die hatte sie!“ schoß Anke Bothur sofort wütend heraus. „Glauben
sie mir, ich bin nicht verrückt im Gegensatz zu ihr. An ihr klebte
seit ich sie kenne der Schatten des Teufels!“
Herr
Karen konnte es gerade noch so unterdrücken, laut loszulachen oder
aufzuseufzen. „Nun, wir vertreten offensichtlich verschiedene
Meinungen, lassen sie uns nicht darüber streiten.“
„Das
ist keine Frage der Weltansicht, Herr Karen.“ Anke Bothur
schnaubte. „Aber nur aus reiner Neugierde...warum haben sie mich
dann herbeordert? Was war denn so wichtig?“
„Ja
natürlich.“ Herr Karen wischte sich einmal über das Gesicht, um
seine Gedanken wieder zu ordnen. „Auch wenn es mittlerweile nicht
mehr mein Job ist, ich hatte Johanna gern. Und mir gegenüber schien
sie in letzter Zeit auf den Weg der Heilung, wie ich bereits sagte.
Sie schien sehr gelöst und glücklich. Nicht zuletzt, weil ich ich
ein soziales Projekt berufen hatte, sie mit einem Mädchen ihrer
Altersklasse zusammenzustecken, das ebenfalls bei mir in Therapie
war. Es sollte den Mädchen das Kontakte knüpfen zu anderen Menschen
erleichtern.“
„Sie
reden von dieser Carla, nicht wahr?“ Frau Bothur schien ernsthaft
bestürzt, denn ihre selbstgemalten Augenbrauen schossen unnatürlich
weit nach oben, in Richtung ihrer Stirn. „Sie war auch in Therapie
bei ihnen? Ich kann nicht glauben, dass sie auch so ein psychisches
Wrack war wie meine Nichte...“
„Ihre
Nichte war kein psychisches Wrack!“ Herr Karen bemühte sich
ernsthaft, nicht seine Geduld zu verlieren mit dieser furchtbaren
Frau, aber es fiel ihm mit jedem Wort schwerer. „Ja, Carla war auch
eine meiner Patientinnen, die beiden sollten sich gegenseitig bei
ihrem Heilungsprozess unterstützen.“
„Na
das hat ja wunderbar geklappt, nicht wahr? Und was ist mit Carla, ist
sie noch in Behandlung bei ihnen?“
„Sie
ist ebenfalls tot.“ Herr Karen lockerte seine Krawatte, denn auf
einmal schien es ihm im Zimmer immer heißer zu werden. „Sie starb
am gleichen Tag wie Johanna, bei einem Verkehrsunfall.“
Herr Karen setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und stützte in gewohnter ... smaedchen.blogspot.de
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