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Dienstag, 24. Juni 2014

Anstarren als Inspirationsquelle

Heute mal wieder ein Post für meine lieben Autoren-Kollegen.
In den letzten Tagen habe ich mir etwas angewöhnt, das mir die langen U-Bahn-Fahrten verkürzt und das vor allem sehr effektiv meine Kreativität und meine Formulierungen fördert: Ich starre Menschen an.
Okay, ich gebe zu: Das klingt ein bisschen gruselig. Aber ich starre die Menschen nicht nur an, ich zücke mein Notizbuch und schreibe auf, was ich sehe. Wie zum Beispiel beschreibe ich die Nase des Mannes, der direkt auf dem Sitz mir gegenüber Platz genommen hat?
Nun, sie ist kurz. Wie die von einem Igel. Und viel zu kurz für sein Gesicht. So kurz, dass ihm beinahe die runde Brille vom Nasenrücken rutscht - Ahh, wenn das nicht schon einmal eine gute Formulierung ist.
Und nun seine Augen. Die sind klein, rund und stehen merkwürdig nah beieinander, als wollten sie mit der kurzen Nase kuscheln. Sieh an, so kommt langsam ein Gesicht zusammen.
Als letztes seine Kopfform - Rund. Nein, eher oval. Aber nicht wie ein Ei, sondern eher wie eine Ananas. Und die abstehenden Haare passen auch wunderbar dazu. Ein herrliches Bild ergibt das.

Ich beschreibe den Menschen nicht so, weil ich mich über ihn lustig machen oder ihn schikanieren will. Ganz und gar nicht! Wahrscheinlich ist seine Nase auch gar nicht so groß, und sein Kopf sieht vielleicht auch nicht ganz so aus wie eine Ananas. Aber darum geht es doch in Romanen, nicht wahr? Wenn wir Menschen beschreiben, müssen wir übertreiben, damit der Leser sich ein deutliches Bild davon machen kann. Denn überdeutliche Beschreibungen machen auch ein deutlicheres Bild einer Person.
Und deshalb sitze ich mittlerweile gern in der U-Bahn. Es macht mir Spaß, die Menschen zu beobachten und zu beschreiben, Vergleiche zu finden und einfach maßlos zu übertreiben. Wenn ich dann Zuhause an meinem Manuskript sitze und jemanden beschreiben muss, hole ich mein Notizbuch raus und lese meine Beobachtungen nach. Das macht es für mich viiiiel einfacher.

Deshalb kann ich heute stolz sagen: Anstarren ist meine Inspirationsquelle!



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