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Samstag, 17. November 2012

Kleiner Ausschnitt (III)

Der Post zum Beta-Lesen muss noch ein bisschen warten, deshalb beglücke ich euch heute mit dem dritten Teil meines Prologes. Ach so, wollt ihr vielleicht endlich wissen, woher er stammt? Gut, weil es heute der letzte Abschnitt ist, werde ich es euch erzählen: Es ist der Prolog meiner Todesengel-Geschichte!
Teil 1: Klick!
Teil 2: Klick!


Anke Bothur schlug sich entsetzt eine Hand auf die Brust. „Oh mein Gott, das arme Kind! Sie war wirklich ein unglaublich lieber Mensch.“ Sie sah über ihre Brille hinweg den Mann eine Spur argwöhnisch an. „Jetzt kann ich auch verstehen, warum sie ihren Job hinschmeißen. So gut können sie es ja nicht gemacht haben, wenn ihnen hier alle Patienten wegsterben, nicht wahr? Und ich bin mir fast sicher, dass meine Nichte mit alledem irgendwas zu tun hat!“
„Wie können sie so etwas sagen?!“ Eigentlich hatte Herr Karen nicht vorgehabt, laut zu werden. Aber nun musste er die flache Handfläche auf den Tisch schlagen.
Anke Bothur zuckte nicht erschrocken zusammen, sondern schielte wieder über den Rand ihrer silbernen Brille hinweg. „Nun beruhigen sie sich schon wieder, guter Mann. Ich sage ja nur die Wahrheit.“
„Ich bezweifle, dass Johanna etwas mit Carlas Tod zu tun hat. Die beiden mochten sich und ihre Nichte war ein guter Mensch, egal was sie für ein furchtbares Bild von ihr haben.“ Herr Karen rang nach Fassung und Luft, bevor er gezwungen ruhig fortfuhr: „Und ob sie es glauben oder nicht, Johanna machte einen heilenden Eindruck auf mich. Deswegen würde mich persönlich interessieren, ob sie sich gegenüber ihnen in letzter Zeit irgendwie merkwürdig verhalten hat. Haben sie etwas mitbekommen?“
Anke Bothur überlegte kurz, dann zuckte sie mit den Schultern. „Ich kann nicht behaupten, dass meine Nichte sich irgendwann mal normal verhalten hat. Aber an dem Abend bevor ich sie gefunden habe, war sie tatsächlich noch merkwürdiger als sonst.“
Herr Karen schaute aufmerksam auf und konnte es nicht verhindern, wieder seine Hände zu kneten. „Was meinen sie genau damit?“
„Naja, Carla war an dem Abend bei uns. Johanna hatte sich den ganzen Tag schon in ihr Zimmer zurückgezogen und wollte nicht einmal etwas essen. Carla war eine Weile bei ihr oben im Zimmer und irgendwann kamen die beiden die Treppe runter gestürmt, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Johanna hat die ganze Zeit darauf bestanden, bei Carla zu übernachten.“ Anke schüttelte missbilligend mit dem Kopf. „So etwas hatte ich bei ihr noch nie erlebt, das können sie mir glauben. Aber naja, sie hatte ja auch nie Freunde. Also habe ich sie eben gehen gelassen. Wer weiß … vielleicht haben die beiden sich gestritten und...naja, man soll ja nicht schlecht über Tote reden, nicht wahr?“
Herr Karens Nackenhaare stellten sich gefährlich auf. „Danke Frau Bothur, sie haben mir sehr weitergeholfen. Das war auch schon alles, was ich von ihnen wissen wollte. Vielen Dank für ihre kostbare Zeit.“ Er konnte diese Frau keine Sekunde mehr ertragen. Er wollte nur noch, dass sie endlich verschwand und ihn in Ruhe ließ, am besten für den Rest seines Lebens.
„Oh, was für eine Erleichterung.“ Frau Bothur sprang sofort auf, als hätte man sie jahrelang auf diesem Stuhl gefesselt. „Dann wünsche ich ihnen noch ein paar schöne Wochen. Halten sie sich lieber von psychisch kranken Menschen fern, sie scheinen denen ja nicht sonderlich gut helfen zu können.“
Herr Karen stützte den Kopf in die Hände und stöhnte genervt auf. „Bitte gehen sie, Frau Bothur, ich habe anscheinend unser beider Zeit verschwendet.“
„Sie sollten nicht so unhöflich sein.“ schnaubte Anke Bothur und hängte sich ihre Tasche über den Arm. „Immerhin habe ich meinen freien Sonntag geopfert, um hier her zu kommen und mir das Geschwafel eines Möchtegern-Therapeuten anzuhören. Denken sie, das hätten viele Menschen auf sich genommen? Da irren sie sich! Und meine Lieblingsserie habe ich auch verpasst.“
„Das tut mir wirklich unheimlich leid, Frau Bothur, ich hoffe sie werden diese Enttäuschung ohne große Folgen überstehen.“ Herr Karen bemühte sich gar nicht mehr, seine Abneigung gegenüber dieser Frau zu verstecken. Wahrscheinlich ging ihr das genau so nahe wie der Tod ihrer Nichte, offensichtlich.
„Das hoffe ich auch. Und bevor ich es vergesse...“ Frau Bothur kramte in ihrer Handtasche und warf dem Therapeuten einen weißen, geschlossenen Umschlag auf den Schreibtisch. „Wenn sie meine Nichte so unglaublich vergötterten, werden sie sich sicher auch freuen, dass sie ihnen einen Abschiedsbrief geschrieben hat. Einem zweitklassigen Therapeuten, nicht der Frau, sie sie großgezogen und durchgefüttert hat!“ Frau Bothur schien sich absolut in Rage geredet zu haben, denn auf ihrer Stirn traten bereits kleine blaue Äderchen hervor.
Herr Karen starrte fassungslos auf den Briefumschlag auf seinem Schreibtisch. „Warum haben sie nicht vorher einen Brief erwähnt? Warum haben sie die Tage nach ihrem Tod keinen Kontakt mit mir aufgenommen, um mir davon zu erzählen?!“
„Ich will mit dem Leben von Johanna absolut nichts mehr zu tun haben und mit ihrem Tod noch viel weniger. Sie hat eine ziemliche Schande auf mich geworfen mit ihrem egoistischen Selbstmord! Sie haben ja keine Ahnung, wie es ist, wenn die ganze Nachbarschaft über einen redet!“ Sie richtete den kleinen schwarzen Hut auf ihrem Kopf, der bei ihrer zitterten Wut verrutscht war. „Bitte kontaktieren sie mich nie wieder wegen dieser Sache! Guten Tag!“ Mit wütendem Kampfschritt verließ sie das Büro des Therapeuten.
Herr Karen konnte einfach nicht anders, als ihr mit offenem Mund hinterher zu starren. So eine unverfrorene Frau war ihm im Leben nicht untergekommen!
Langsam richtete er seinen Blick wieder auf den Umschlag, nahm ihn vorsichtig und zog dann den Zettel heraus. Es standen nur ein paar Sätze darauf, in einer ziemlich wackeligen Handschrift, wie in großer Pein geschrieben. Als Herr Karen sich den Brief durchgelesen hatte von dem Mädchen, dass er seit zehn Jahren kannte, stiegen ihm die Tränen in die Augen und er konnte nicht anders, als den Brief zu umkrampfen und still in seinem leeren Büro zu sitzen und lautlos zu weinen.

Mehr gibt es von dieser Geschichte erstmal nicht zu lesen. Aber wie ihr vielleicht noch im Gedächtnis habt: Ich bin immer noch auf der Suche nach Beta-Lesern dafür!
Wenn ihr also Interesse habt, schreibt einen Kommentar mit eurer E-Mail-Adresse oder schreibt mir direkt an: between.t.lines@googlemail.com.


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