Ich war noch jung damals, war an dich gewöhnt, weil du schon immer da warst für mich. Nicht im geringsten hätte ich geahnt, dass du nicht mein "richtiger" Papa bist. Aber ihr, du und Mama, ihr hattet Angst. Angst, dass ich es irgendwann selbst rausfinden und böse auf euch sein könnte. Ich war etwa vier, als ihr beschlossen hattet, es mir zu erzählen.
Du wirktest ein bisschen traurig, zwischen den ganzen Hochzeitsgästen, als du mir davon berichtetest. Einige Tage habe ich damals nicht mit dir geredet, musste auch in diesem Alter erst einmal verarbeiten, was mir da gesagt wurde.
Eines Abends aber - du saßt gerade auf der Couch beim Fernsehen - kam ich wie selbstverständlich zu dir und habe mich neben dich gesetzt. Dein Herz habe in diesem Moment sehr geklopft, erzähltest du mir, denn du wusstest nicht, was jetzt passieren würde. Nach einer Weile habe ich dich angesehen und gesagt: "Mir ist egal wo ich herkomme, du bleibst mein Papa.". Du sagtest mir, dass du in diesem Moment "Rotz und Wasser" geheult hast und auch auf deiner Hochzeit, als du es mir erzähltest, wirktest du emotional.
Ich hatte diese Geschichte bis zu dem Zeitpunkt nicht gekannt und versuchte, meine Tränen zu verstecken vor dir. Zwischen all den Hochzeitsgästen hätte ich anfangen können zu weinen.
Ich sehe dich leider nur noch selten. Du wohnst weit weg, hast wieder eine Familie und die Gelegenheiten, wenn wir uns treffen können, sind sehr rar geworden. Aber das, was ich damals im Alter von vier Jahren zu dir sagte, ist immer noch genau so wahr wie damals und das wird es auch immer sein: Du bist mein Papa!
Also mal wieder eine wahre Geschichte aus meinem Leben ;-) Entschuldigt, ich lasse es in letzter Zeit etwas schleifen. Die Ausrede ist, leider wie immer, die selbe: Viel zu tun, wenig Zeit. Ihr kennt das sicher. Trotzdem wünsche ich euch allen einen schönen Sonntag! :)
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