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Sonntag, 13. Januar 2013

Vom Dorf in die Großstadt - Von Deutschland nach Bayern.

Eine Mail, die ich noch am Anfang meiner Bayern-Zeit geschrieben, aber nie so an die Heimat abgeschickt habe. Das passiert eben, wenn man von einem anhaltinischen Dorf in eine bayrische Großstadt zieht...

Mama, man sagte mir, dass ich in eine andere Stadt ziehen würde, nicht aber in ein anderes Land! Nun muss ich schon wieder eine neue Fremdsprache lernen. Was ist denn bitte ein Fleischpflanzerl?! Warum ruft man mir "Pfiati" nach, will man mich beleidigen oder freundlich sein? Und warum hat die Bäckerin mich so böse angesehen, als ich Brötchen bestellte?
Im Krankenhaus werde ich öfter ausgelacht. Aber woher soll ich wissen, was der Patient mit "Briang si mia mo ma Wagerl!" meint? Was soll ich verstehen, wenn er eine "Blempe" will? "Do gengan S' her!" - Warum werden die Patienten böse, wenn ich nur nervös lache und hoffe, dass es keine Aufforderung war? Sollte ich mir vielleicht ein Vokabelheft anlegen?
Du glaubst außerdem nicht, wie viele Menschen hier leben. In der U-Bahn kann man sich - zu den "Unhappy Hours" - seinen Nebenstehenden gleich über die Schulter legen, mit ihm kuscheln oder in der Achsel des riesigen Mannes verschwinden, der sich unvorteilhafterweise an der Stange über seinem Kopf festhält. Da schreit ein Baby, dort streiten zwei Jugendliche mit tiefhängenden Hosen im Straßenslang.

Auf dem Oktoberfest bin ich fast einem Erstickungstod erlegen, dann wieder fast in einer Bierlache ertrunken. Ein dicker Mann der auf einer Bank tanzte, fiel auf mich und ich fürchte, das sämtliche Knochen in meinem Körper gebrochen sind. Meine Bluse ist durchweicht von allen möglichen Getränken und ich schien die Einzige zu sein, der das nicht gefiel. Ständig wurden mir Schlagerlieder ins Ohr gebrüllt, mein Gehörgang weint noch immer. Ganz zu schweigen von meinen platt getretenen Füßen und den geprellten Rippen.
Mama, habe keine Angst, wenn ich nach Hause komme mit blauen Flecken und redend wie ein bayrischer Irrer. Ich bin jetzt Münchnerin. Und, verdammt, ich finde es großartig hier.




2 Kommentare:

  1. Haha, ich glaube mir würde es in München genauso gehen :D Sehr sympathischer und lustiger Text!
    Viele Grüße,
    Anna

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