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Sonntag, 12. Juni 2016

Vom Schreiben leben - oder was nebenbei?

Es gibt sie - diese Autoren, die allein vom Schreiben leben. Deren Arbeitsleben darin besteht, Bücher zu schreiben. Die frei sind in ihrer Zeiteinteilung, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Ein Traum von vielen Menschen - aber wie sieht es da eigentlich bei mir aus? Will ich das, nur noch vom Schreiben leben? Oder gehöre ich etwa wirklich zu den Leuten, die ihren Job so sehr lieben, dass sie ihn niemals aufgeben würden?

 Dabei wäre vielleicht erstmal wichtig zu erwähnen, was ich beruflich mache: Derzeit habe ich eine Anstellung in einer renommierten Klinik für Psychiatrie. Dort arbeite ich auf einer offenen, psychiatrischen Station mit Schwerpunkt Depressionen.
Und ja: ich kann mich zu diesen Personen zählen, die damit ihren absoluten Traumjob gefunden haben. 
Ich liebe die Arbeit mit Menschen, die Gespräche, die Freiheiten. Ich liebe es, Malgruppen zu leiten, ich liebe die Bezugspflege, ich liebe das Miteinander auf Station. Und ich liebe es, wenn ein schwer depressiver Patient zu uns kommt und nach einigen Wochen mit einem Lächeln auf den Lippen wieder entlassen wird.
Mein Job ist nicht einfach, mitunter kann er psychisch und emotional sehr belastend sein. Aber man bekommt sehr viel zurück: Die Wertschätzung der Patienten, die Freude, wenn man einen von ihnen ENDLICH mal wieder zum Lächeln bringen konnte. Oder sogar zu einem lauten Lachen. Oder einfach nur dazu, mal ein paar Stunden nicht über sein Leid nachzudenken, sich abzulenken und ein bisschen psychische Entspannung zu erfahren. Psychische Krankheiten werden in unserer Gesellschaft leider immer noch unterschätzt, obwohl Statistiken zufolge 5% der deutschen Bevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren an einer Depression leidet.
Mit meiner Arbeit habe ich das Gefühl, diesen Menschen zu helfen. Ich habe das Gefühl, gebraucht zu werden und einen wichtigen Teil der Aufklärungsarbeit zu leisten.

Ich liebe auch das Schreiben. Mich in eine andere Welt zu versetzen, meine eigenen Geschichten zu erfinden, Feedback von meinen Lesern zu bekommen. Es ist eine vollkommen andere Dimension, die ich neben meiner Arbeit aber dringend brauche.
Aber genau das ist der Punkt: NEBEN meiner Arbeit. Momentan kann ich mir unter keinen Umständen vorstellen, meinen Job für das Schreiben aufzugeben. Selbst wenn ich es mir finanziell leisten KÖNNTE (was nicht der Fall ist), ich würde es nicht tun. Einfach, weil es ein großer, wichtiger und wunderschöner Teil meines Lebens ist, den ich schmerzlich vermissen würde. Das Schreiben und meine Arbeit im Krankenhaus bilden eine Symbiose, die für mich einfach zusammengehört und nicht getrennt werden kann. Die körperlich und emotional anstrengende Job - und der entspannte, geistig beanspruchende Ausgleich. So muss es sein, damit bin ich glücklich.

Vielleicht wird es irgendwann anders sein. Vielleicht werde ich mir irgendwann wünschen, nur noch Schreiben zu können. Momentan finde ich mein Leben, so wie es ist, aber einfach rundum zufriedenstellend ;)
Und weil das jetzt so ein langer Post war, verabschiede ich mich heute mit einem Bild von unserem Therapiehund Ludwig ;) Bis zum nächsten Mal!




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